Herzschmerz und Hormonchaos – Wie Liebeskummer Körper und Seele beeinflusst

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Wenn sich jemand einen Arm bricht, begegnen wir dem Schmerz mit Mitgefühl und Verständnis. Doch bei Liebeskummer ist das oft anders: „Da musst du jetzt durch“ oder „Es war wohl nicht der Richtige“ – solche Sätze bagatellisieren den tiefen Schmerz, der für Betroffene alles andere als banal ist. Dabei können die körperlichen und seelischen Auswirkungen genauso real und einschneidend sein wie bei einer Krankheit. 

 

Liebeskummer greift tief in unsere biologischen und hormonellen Prozesse ein und beeinflusst, wie wir uns fühlen und funktionieren. Wer versteht, warum der Schmerz so überwältigend ist, kann sich selbst mit mehr Nachsicht begegnen und aktiv Schritte zur Heilung einleiten. Denn Liebeskummer ist mehr als nur ein Gefühl – er ist eine Herausforderung für Körper und Seele. 

 

"Mit tut alles weh" –  Körperliche und seelische Symptome

Auch meine Klienti*innen, die eine Trennung hinter sich haben, spüren die Auswirkungen auf ihren Körper und ihren Geist.  Oft quälen sie ständige Gedanken an ihren Ex-Partner. Schlafprobleme, Appetitlosigkeit und ein Gefühl der inneren Leere bestimmen das komplette Leben und tatsächlich: Viele leiden darüber hinaus unter sehr unklaren körperlichen Schmerzen. Den Satz. „Mit tut alles weh,“ höre ich in meiner Praxis häufig. Und sehr oft nehme ich auch einen tiefen Selbstzweifel wahr.  „Kann das wirklich sein? Oder sind die diffusen Schmerzen, die Gefühle von Depression und Hoffnungslosigkeit vielleicht nur Einbildung?“ Nein, keineswegs. All das hat eine tiefere Ursache – eine Kombination aus biochemischen Prozessen und hormonellen Veränderungen, die im Körper ablaufen, führen zu diesen Symptomen. Denn unser Körper und unser Gehirn reagieren auf eine Trennung, also auf einen Verlust, manchmal ziemlich hefig. 

Verliebt wie auf Wolke sieben – Was in unserem Gehirn passiert

Der Liebesstart fühlt sich - gerade am Anfang – wie ein Drogenrausch an. Jeder Blick, jedes Lächeln, jede Berührung des Partners lösen eine Flut von Glückshormonen aus, die uns mit einem Gefühl der Verbundenheit und Zufriedenheit erfüllen. Diese Hormonkonstellation ist ein schöner Nebeneffekt der Liebe, der sich im Laufe der Zeit tief in unsere neurobiologischen Prozesse einprägt. Sie sind auch der Grund, warum Frischverliebte so strahlend aussehen. Besonders Dopamin, das als „Belohnungshormon“ bekannt ist, spielt eine zentrale Rolle bei der Liebe. Dieses Glückshormon wird bei positiven Erlebnissen ausgeschüttet und vermittelt das Gefühl von Freude und Motivation. Liebe macht uns euphorisch – in der ersten intensiven Kennlernphase fühlen wir uns deshalb manchmal richtig „high“. Der ständige Dopaminfluss während der Beziehung sorgt zuverlässig dafür, dass wir uns glücklich, zufrieden und motiviert fühlen – ein wunderbarer Zustand. 

Wenn der Dopaminrausch endet – Liebeskummer fühlt sich an wie ein Entzug

Unser Gehirn gewöhnt sich im Laufe der Zeit an diesen hormonellen Zustand. Doch was passiert, wenn es zu einer Trennung kommt? Der Dopaminfluss bricht abrupt weg. Für unser Gehirn ist eine  Trennung ein schwerer Schlag. Ohne die gewohnten „Belohnungen“ durch die Nähe und die Zuwendung des Partners reagiert unser Gehirn ähnlich wie bei einem Entzug. Das Verlangen nach der gewohnten Glücksquelle – unserem Partner – wird geradezu übermächtig. Studien haben gezeigt, dass das Gehirn bei Liebeskummer ähnliche Regionen aktiviert wie bei Drogensüchtigen während des Entzugs. Besonders das sogenannte ventrale Striatum, das mit Belohnungsverarbeitung verbunden ist, reagiert stark auf den Verlust des Partners. Der körperliche Wunsch, die gewohnte Nähe und das vertraute Gefühl von Geborgenheit zurückzubekommen, beherrscht die Gedanken von frisch Getrennten. Sie sind in einem emotionalen Tunnnel. In dieser Phase des Kummers wollen wir den Verlust des Partners nicht wahrhaben. Wir wollen ihn um jeden Preis wieder zurückgewinnen. Dieser Stress ist körperlich und seelisch sehr zehrend. 

Oxytocin, Serotonin und Co. - Wie Hormone unsere Gefühle steuern

Neben Dopamin ist Serotonin ein weiteres Hormon, das während der Beziehung eine stabilisierende Wirkung auf uns hat. Serotonin beeinflusst unsere Stimmung und unser allgemeines Wohlbefinden. In der Zeit der Verliebtheit bewirkt es, dass wir uns sicher und optimistisch fühlen. Doch nach einer Trennung sinkt der Serotoninspiegel, und wir spüren, wie unsere emotionale Stabilität bröckelt. Gereiztheit, Überforderung und Verletzlichkeit nehmen signifikant zu. Und die fehlende Unterstützung durch das „Bindungshormon“ Oxytocin, das während einer Beziehung in großen Mengen ausgeschüttet wird, verschärft den desolaten Zustand noch weiter. Oxytocin, auch als „Kuschelhormon“ bekannt, wird durch Nähe und Körperkontakt produziert und fördert das Gefühl von Geborgenheit und Vertrauen. Ohne diese Hormone werden wir mit einem starken Gefühl der Einsamkeit konfrontiert. Und ohne Oxytocin gäbe es übrigens auch keine längeren Beziehungen und keinen Nachwuchs.        

Körper und Seele leiden - Liebeskummer ist mehr als "nur ein Gefühl"

Die Auswirkungen der Trennung machen sich tatsächlich nicht nur seelisch, sondern auch körperlich stark bemerkbar. Schlaflosigkeit, Appetitverlust und das ständige Herzklopfen sind also tatsächlich keine Einbildung, sondern quälende Realität. Sie sind direkte Folgen der hormonellen Veränderungen, die durch den emotionalen Stress ausgelöst werden. Einer der Hauptakteure dabei ist das Stresshormon Cortisol. In akuten Stresssituationen wird Cortisol ausgeschüttet, um den Körper in Alarmbereitschaft zu versetzen. Dies ist ein Überlebensmechanismus, der uns in gefährlichen Situationen hilft, schnell zu reagieren. Doch wenn Cortisol über einen längeren Zeitraum in zu hohen Mengen im Körper bleibt – wie es bei Liebeskummer der Fall ist – kann es zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen. Der Körper reagiert mit Erschöpfung, einem geschwächten Immunsystem und Verdauungsstörungen. „Liebeskummer-Patienten“ sind also wirklich ausgelaugt, körperlich angeschlagen und unkonzentriert.

Herzschmerz ist real – Warum emotionaler Schmerz körperlich spürbar wird

Ein weiteres Phänomen ist der sogenannte „Schmerz im Herzen“. Auch wenn die Emotionen in erster Linie mit dem Verlust der Beziehung zusammenhingen, erleben wir diesen Schmerz oft als tatsächliches Ziehen oder Stechen in der Brust. Neurowissenschaftler haben mittlerweile herausgefunden, dass emotionaler Schmerz und körperlicher Schmerz im Gehirn ähnliche Netzwerke aktivieren. Das bedeutet, dass Liebeskummer nicht nur im übertragenen Sinne wie „ein gebrochenes Herz“ wehtut, sondern dass der Schmerz, den wir empfinden, auch eine physische Dimension hat. Dieser Zusammenhang zwischen emotionalem und physischem Schmerz kann das Leiden während des Liebeskummers noch verstärken und macht den Heilungsprozess zu einer langwierigeren Herausforderung.

Aufrechte Haltung, starker Geist – Wie Power-Posen helfen können

Emotionale Erschöpfung spiegelt sich auch in der Körperhaltung wider. Menschen, die zu mir in die Praxis kommen, haben oft hängende Schultern, der Kopf ist gesenkt und der Blick wirkt leer. Man sieht ihnen den Zustand der Traurigkeit und Verzweiflung an. Es gibt eine Wechselwirkung zwischen Körper und Geist. Die Wissenschaft zeigt, dass eine schlechte Körperhaltung die negativen Gefühle verstärken kann, während eine aufrechte Haltung dabei hilft, das Selbstbewusstsein zu steigern und die Stimmung zu heben. Das Konzept der „Power-Pose“ besagt, dass eine aufrechte Körperhaltung mit erhobenem Kopf und weiten Schultern nicht nur das äußere Erscheinungsbild verbessert, sondern auch das innere Gefühl von Stärke und Zuversicht fördern kann.

 

In diesen so genannten Body-and-Mind-Übungen passiert etwas ganz Spannendes: Unsere (selbstbewusste) Körperhaltung wirkt sich positiv auf unseren Geist aus. Indem wir eine kraftvolle und ausladende Körperhaltung einnehmen fühlen wir uns (mindestens kurzfristig) besser, energetischer und selbstsicherer. Allein deswegen lohnt es sich, diese Posen einmal auszuprobieren.

 

Power-Posing kann so aussehen, dass du aufrecht stehst und die Schultern nach hinten ziehst. Deine Beine bilden ein weites V, die Ellbogen sind gebeugt und die Hände stützen sind fest auf die Hüften – eine sehr kraftvolle Haltung. Je häufiger du diese Power-Posen machst, desto besser wirken sie. Und keine Sorge:  Zunächst fühlt sich diese Art des Posens künstlich und merkwürdig an, fast wie eine Selbsttäuschung. Doch nach einigen Tagen wirst du eine Veränderung spüren: Du wirst dich ein wenig stärker fühlen, ein bisschen weniger hilflos. Generell können wir in stressigen Situationen bewusst „Haltung“ annehmen. Diese kleinen Momente des bewussten Haltens haben einen spürbaren Einfluss auf unser Wohlbefinden.

Raus an die frische Luft -  Bewegung als Schlüssel zur Heilung

Ein weiterer wichtiger Faktor ist Bewegung. Auch wenn sich frisch Getrennte wie gelähmt fühlen, so sollten sie sich doch dazu zwingen, jeden Morgen das Haus zu verlassen und eine Runde spazieren zu gehen. Auch hier spielen Hormone wieder eine Rolle: Bewegung setzt Endorphine frei, die wie natürliche Schmerzmittel wirken und den Körper bei der Verarbeitung von Stress unterstützen. Gleichzeitig hilft körperliche Aktivität, überschüssiges Cortisol abzubauen. Fang ruhig gemütlich an, später kannst du zum Walken übergehen oder leichte Joggingeinheiten einbauen. All das hilft, Energie aufzubauen und sich lebendiger zu fühlen.

Neue Rituale - Kleine Routinen geben Halt

Auch neue regelmäßige Rituale helfen dabei, besser mit einem Verlust umzugehen. Wenn wir in einer festen Beziehung leben, dann teilen wir mit unserem Partner ganz selbstverständlich viele Gewohnheiten und Routinen. Wenn es diese gewohnten und lieb gewonnenen Abläufe nach einer Trennung aber nicht mehr gibt, dann fühlte sich der Alltag erst einmal leer und orientierungslos an. Es ist sehr hilfreich, den Alltag neu zu strukturieren. Wenn du den Morgen zum Beispiel mit einer kurzen Meditation startest, dann konzentrierst du dich bewusst auf deinen Atem und dein Selbst. Das kann bereits ein erster positiver Impuls für den Tag sein.

 

Auch ein Glückstagebuch ist eine kleine aber wirksame Intervention. Man schreibt jeden Abend drei Dinge auf, die einem an diesem Tag gutgetan haben. Es können kleine Momente wie ein Gespräch mit einer Freundin, ein Spaziergang im Sonnenuntergang oder das zufriedene Gefühl nach einem leckeren Mittagessen sein. Was banal klingt hat eine große Wirkung: Diese kleinen positiven Erinnerungen helfen nämlich dabei, den Fokus vom Schmerz auf die schönen Aspekte des Lebens zu lenken. Und du wirst sehen, es gibt sie immer noch, trotz Trennung! 

Der Faktor Zeit – Warum Geduld ein Teil der Heilung ist

Psychologisch gesehen ist Liebeskummer eine sogenannte Anpassungsstörung. Das heißt: Unser Körper und unsere Seele brauchen Zeit, um sich auf eine neue Lebenssituation einzustellen. Und, eine hoch belastende Veränderung im Leben kann Ängste, im Extremfall Depressionen zur Folge haben. Du solltest diesen (Ausnahme)Zustand also ernst nehmen und notfalls Hilfe suchen, wenn du das Gefühl hast, es alleine nicht mehr zu schaffen. Wer einen akuten Liebeskummer hat, kann sich nicht vorstellen, dass er irgendwann vorbei ist. Aber egal, ob der Schmerz ein paar Wochen oder einige Monate dauert: Er geht vorbei.

 

Heilung braucht Zeit… Aber irgendwann kommt der Moment, wo der Schmerz und die Traurigkeit langsam nachlassen und die Intensität der negativen Gefühle weniger überwältigend ist. Unser Körper und das Gehirn haben sich dann an die neue Realität gewöhnt, und die biochemischen Prozesse, die durch die Trennung ausgelöst wurden, beruhigen sich allmählich. Der Körper hat sich an den neuen Zustand angepasst.

 

Das ist der Moment, wo du spürst: Es gibt ein Leben danach!  

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