Oh je, du Fröhliche!
Weihnachten und Advent – für viele von uns eine Zeit, die besonders schön ist. Weihnachtsmarkt-Besuche und gemütliche Adventswochenenden mit dem Liebsten / der Liebsten - darauf freuen sich viele. Die Weihnachtszeit mit all ihrem Zauber ist besonders schön für alle Frisch-Verliebten und Paare, aber eine sehr schmerzhafte Zeit für viele Singles. Besonders, wenn die Trennung frisch ist und der Liebeskummer noch sehr weh tut, dann sind die Advents- und Weihnachtstage eine große emotionale Belastung. Das erste Weihnachten ohne den Partner? Diese Vorstellung tut weh! Viele haben dann oft nur einen Wunsch, sich zu Hause zu verkriechen und die Zeit möglichst schnell vorüber gehen zu lassen. Klingt verständlich, ist aber alles andere als empfehlenswert. Was du dagegen tun kannst? Eine ganze Menge…
1. Weihnachten, das Fest der Liebe und der Harmonie?
Nicht wirklich. Vieles, was auf dich als Frisch-Getrennter / Frisch-Getrennte vielleicht harmonisch und innig wirkt, ist in der Realität vielleicht brüchiger als du denkst. Tatsache ist, dass in der Zeit vor Weihnachten und direkt danach die Trennungszahlen auffallend hoch sind. Vielen wird gerade in dieser emotional aufgeladenen Zeit bewusst, was ihnen besonders wichtig in Beziehungen ist und was ihnen fehlt. Deshalb gibt es gerade in der Vorweihnachtszeit und zum Jahreswechsel viele Trennungen. Aber auch die Weihnachtstage selbst laufen oft nicht ganz so harmonisch ab wie gewünscht: Die Erwartungen sind extrem hoch – endlich hat man mal wieder Zeit für einander. Doch in der Realität machen sich in diesen Tagen häufig Gefühle der Leere und der emotionalen Überforderung breit. Bevor du angesichts dieser „Schein-Harmonie“ verzweifelst, mach bitte auch den Realitäts-Check bei dir selbst. Denk mal an die letzten gemeinsamen Weihnachtsfeste mit deinem Partner / deiner Partnerin zurück. War da wirklich alles so schön und friedvoll? Warst du tatsächlich glücklich oder wolltest du es vielleicht nur sein? Ich vermute, dass auch bei dir nicht alles ganz perfekt war, denn sonst wäre es ja nicht zu einer Trennung gekommen.
2. Strategien gegen den Weihnachts-Blues
Gehe aktiv gegen deinen Kummer und die dunklen Gefühle an und mach die Weihnachtstage bewusst zu deinem Fest. Was würde dir jetzt guttun? Triff dich mit Freunden, machen es dir mit Büchern und Musik auf dem Sofa oder im Bett richtig gemütlich, besuche Konzerte, gehe ins Kino, ins Theater – die Möglichkeiten sind vielfältig. Was immer du planst, machen etwas, was dir Freude macht und dich ablenkt. Wichtig ist jetzt, dass du nicht in ein emotionales Loch fällst. Falls du es zu Hause gar nicht aushältst, dann denke über eine Reise nach. Ein Tapetenwechsel kann sehr hilfreich sein, denn nichts erinnert dich an zu Hause. Es gibt Reiseanbieter, die sich auf Singles spezialisiert habe. Du triffst dort garantiert auf Gleichgesinnte. Und wer weiß, vielleicht wartet sogar ein kleiner Flirt auf dich.
3. Stärke deine Autonomie
Dein Wohlbefinden und dein Selbstwert sind nicht von deinem Expartner / deiner Expartnerin abhängig. Auch wenn du dich im Moment eher unattraktiv und elend fühlst – tief in deinem Inneren gibt es einen Menschen, der stark, autonom, neugierig und lebenslustig ist. Vieles in unserem Leben wird von unseren Entscheidungen bestimmt. Ja, an dieser Stelle werde ich zur Überzeugungstäterin! Wir können uns für oder gegen das Glück entscheiden, wir bestimmen, ob das Glas Wasser halb voll oder halb leer ist. Und wir können (zumindest ein Stück weit) entscheiden, wie und wer wir sein möchten. Du allein entscheidest, ob du auf Dauer traurig und hoffnungslos sein oder ob du wieder mit Zuversicht in die Zukunft schauen wollen. Aber du musst es wollen! Eine Trennung zu überwinden hat leider viel mit Disziplin und Wollen zu tun.
Mache jetzt den ersten Schritt. Deine Weihnachtsfreude sollte nicht von deinem Expartner / deiner Expartnerin abhängig sein. Du schaffst das auch alleine. Nimm dazu einmal eine andere Perspektive ein. Was würdest du deiner Freundin / deinem Freund in genau einer Situation raten? Mach ein inneres Brainstorming und frage dich, was jetzt helfen könnte? Ich bin sicher, es fällt dir etwas dazu ein. Und dann: Setze deine Ideen um. Aber setze dich nicht unter Druck: Es müssen nicht die großen, bahnbrechenden Pläne sein: Im Moment geht es um kleine, erste Schritte in Richtung Autonomie. Wenn du das schaffst, bist du schon ein ganzes Stück weiter.
4. Es geht dir schlecht? Dann hilf anderen Menschen
Ich vermute, du fühlst dich momentan selbst sehr bedürftig, und das bist du auch. Und jetzt wird es ein wenig paradox. Hilf anderen, noch bedürftigeren Menschen; du wirst erleben, dass du dir damit selber hilfst.
Ich möchte dir dazu eine Geschichte erzählen. Einer meiner Klienten hat sich nach der Trennung entschieden, Weihnachten Obdachlosen zu helfen. Er hat sich ein Weihnachtsmannkostüm besorgt, einen Jutesack mit Obst gefüllt, zwei Flaschen Schnaps besorgt und etwas Bargeld mitgenommen. Heiligabend ist er dann losgezogen, hat die Obdachlosen besucht und sie mit seinen Geschenken versorgt. Aber das Wichtigste und Schönste: Er ist mit ihnen ins Gespräch gekommen und hat viel über ihre Sorgen und Träume gehört. So hat er die Weihnachtsnacht auf den Straßen Hamburgs verbracht und sich um andere Menschen gekümmert, die es noch viel schwerer hatten als er. Noch nie sei er Weihnachten so nahe gewesen, hat er mir später erzählt. Es waren glückliche und berührende Momente, die er an dem Abend hatte. Sein Liebeskummer hat in diesen Stunden keine Rolle gespielt, denn er war ganz weit weg von seinen eigenen traurigen Gefühlen.
5. Entwickele eine Vision
Es gibt einen Satz, den ich sehr liebe: „Visionen sind wie Sterne, die uns mit ihrem hellen Licht auf unserem Weg zum Ziel begleiten.“ Wenn die Gegenwart besonders quält, mache ich deshalb mit meinen Klienten gerne folgende Übung. Ich bitte sie, in ihrer Phantasie in eine Zeitmaschine zu steigen und ein paar Jahre weiter in die Zukunft zu reisen. Versuche es gerne an dieser Stelle auch einmal. Dieses erste Weihnachten alleine, das dich gerade so quält, liegt dann weit zurück. Träume jetzt ein wenig und stelle dir vor, wie du dann leben wirst. Hast du eine Familie, einen spannenden Job, planst du aufregende Reisen, hast du ein neues Hobby, einen neuen Partner / Partnerin? Was ist dir wichtig, was macht dich und dein Leben aus? Mentale Distanz hilft, um Abstand zu sich selbst zu gewinnen.
In diesem Sinne: Folge deinen inneren Sternen und dem Licht. Ich verspreche dir, dein Liebeskummer wird vergehen. Ja, es wird dauern, aber im kommenden Jahr wird sich Weihnachten schon etwas leichter anfühlen.
Ich wünsche dir frohe Weihnachten!
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Werner tewes (Montag, 14 November 2022 04:38)
Wernertewes@t-online.de
Für Weihnachten