Imagination – Die heilsame Kraft der inneren Bilder

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Liebeskummer und Trennung tun unendlich weh. Wir sind verunsichert, ängstlich und unser Selbstwertgefühl ist sehr stark angekratzt. Hilfe bei akutem Herzschmerz kann sehr vielfältig sein.

Eine sehr effektive Möglichkeit der emotionalen Entlastung kann Imagination (vom lateinischen imago, das heißt Bild) sein. Imagination meint unsere Vorstellungskraft, die inneren Bilder und anderen Vorstellungen, die wir in uns herstellen können sein.

Warum Imagination bei Liebeskummer und Trennung so gut funktioniert und wie du die Kraft der inneren Bilder bei Ängsten, kreisenden Gedanken oder fehlendem Selbstbewusstsein positiv einsetzen kannst, das erfährst du in diesem Artikel. 

Ich biete meinen Klient*innen mittlerweile sehr gerne Imaginationsübungen an. Gerade in Akutsituationen kann die Arbeit mit inneren Bildern entlastend sein. Sie helfen, Abstand zu der schmerzhaften Trennungssituation zu bekommen oder innere Stärke aufzubauen. Je nach Übung können innere Schutzräume geschaffen, Ressourcen frei gelegt oder Möglichkeiten der Stabilisierung aufgezeigt werden. Aber alle Übungen haben eines gemeinsam: Sie machen sich die Vorstellungskraft des Menschen zu nutze.

Die  heilsame Kraft der inneren Bilder

Imaginationen haben in den letzten Jahren eine große Bedeutung in der Psychotherapie bekommen. Aber tatsächlich haben sie schon eine sehr lange Geschichte. Menschen setzen schon seit hunderten von Jahren sehr erfolgreich die Heilkraft der inneren Bilder ein. Denke zum Beispiel an schamanische Reisen, Meditationen oder Übungen im Buddhismus. Ebenso benutzen manche Entspannungsverfahren (z. B. das Autogene Training) Imagination zur Vertiefung der Entspannung.

Wo immer Imagination zum Einsatz kommt, das Ziel ist immer das gleiche: Über die innere Bilder können wir Kontakt mit dem eigenen Unbewussten – unseren seelischen Tiefen – aufnehmen und  Verletzungen unserer Seele lindern oder heilen.

 

Positive Gedanken fördern Gesundheit und Wohlbefinden

Imagination wirkt. Es gibt unzählige praktische Erfahrungen und klinische Untersuchungen, die die Wirksamkeit bestätigen. Durch die Fähigkeit des Menschen, sich etwas vorzustellen haben wir ein wirksames Instrument zur Verfügung. Wenn wir an etwas denken, was bei uns ein gutes Gefühl auslöst, dann schüttet das Gehirn Wohlfühlstoffe aus, die eine positive Auswirkung auf Körper und Psyche haben.

 

Das negative Emotionen nicht nur krank machen, sondern positive Gedanken zur Gesundung beitragen, das gehört zu den bedeutsamen (Wieder)Entdeckungen der Wissenschaft. Verschiedene Wissenschaftszweige wie Psychologie, Medizin, Neurobiologie erforschen die Zusammenhänge zwischen Gedanken, Psyche und Körper. Eine spannende Erkenntnis: Unabhängig davon, ob man eine Situation tatsächlich erlebt oder sie sich „nur“ in der Phantasie vorstellt, Untersuchungen haben gezeigt, dass im Gehirn die gleichen Neuronenverbände mit nahezu derselben Intensität aktiviert werden . 

Phantasie oder Realität – das Gehirn unterscheidet nicht

Was heißt das genau? Wenn du dir z. B. intensiv einen Ort vorstellst, an dem du dich sicher fühlst, dann kannst du in genau diesem Moment dieses Gefühl von Sicherheit spüren. In diesem Moment verarbeitet das Gehirn die Erfahrung von Sicherheit und Geborgenheit also so, als ob du gerade wirklich an einem sicheren Ort bist. Es kann sein, dass du in diesem Moment also tatsächlich auch ein körperliches Gefühl der Entspannung spürst. Vielleicht geht dein Atem ruhiger, deine Muskeln entspannen sich, der Kopfschmerz lässt nach. Das heißt, wir können die Kraft der Imagination ganz gezielt nutzen, um unseren inneren Zustand zu beeinflussen. Ein faszinierender Gedanke, oder?

Imaginationsübungen für innere Stärke und Selbstbewusstsein

Ich möchte dir gerne zwei Übungen vorstellen, die ich in meiner Coaching-Praxis gerne einsetze. Beide sind eigentlich ganz einfach und du kannst sie sehr gut in deinen Alltag integrieren. „Dein innere Kraftort“ hilft dir, wenn du mit (Verlassens)ängsten und kreisenden Gedanken kämpfst, die Übung „ Dein Moment der Stärke“ hilft dir, wenn du es dir an Selbstbewusstsein fehlt.   

Übung 1: Imagination - Dein Innerer Kraftort

Bei Liebeskummer und bei Trennungen kehren erfahrungsgemäß immer wieder tiefe Verlassensängste auf und die Gedanken kommen einfach nicht zur Ruhe. Die Übung „Dein innerer Kraftort“  kann dir Trost, Zuversicht und Geborgenheit vermitteln.

 

Setze dich bei dieser Übung ganz entspannt hin und versuche erst einmal zur Ruhe zu kommen. Versuche ganz ruhig zu atmen und schließe deine Augen. Gehe in deiner Vorstellung an einen Ort, an dem du dich wohlfühlst. Es kann ein Ort sein, den du gut kennst, aber es kann auch ein imaginärer Ort sein. Wichtig ist, dass dort keine anderen Menschen sind, dieser Ort ist nur für dich da! Lasse dir Zeit und sei nicht verunsichert, wenn nicht gleich ein inneres Bild in dir aufsteigt. Das ist völlig normal.

 

Wenn du einen schönen Ort gefunden hast, dann fühle dich dort ganz in Ruhe ein. Wie sieht es da aus? Wie riecht es dort? Ist es warm oder kalt? Gibt es dort Geräusche? Wie fühlt sich dein Körper jetzt an?  Nimm diesen Ort mit all deinen Sinnen auf.  

Fühlst du dich wohl an diesem Ort oder gibt es vielleicht etwas, was dich stört? Dann darfst du es gerne verändern. Richte diesen inneren Ort so ein, dass du dich rundum wohl – und vor allem sicher fühlst. Vielleicht brauchst du noch etwas, um dich dort gut zu fühlen. Deiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nur einen anderen Menschen solltest du dir nicht „holen“. In dieser Übung geht es darum, dass du ganz bei dir bist und die Kraft aus dir alleine schöpfst.

Löst dieser Ort bei dir Freude, Kraft oder Zuversicht aus? Welches Gefühl spürst du in diesem Moment? Vielleicht kannst du es sogar beschreiben.

 

Wenn du in einem guten inneren Zustand angekommen bist, dann komme langsam wieder in die Realität zurück. Aber bitte nimm etwas aus deinem inneren Kraftort mit. In der Psychologie nennt man das einen „Anker“. 

Meine Klientinnen habe sehr kreative Anker für sich gefunden. Ich möchte dir ein paar Beispiele nennen, damit es dir leichter fällt. Eine meiner Klientinnen hatte ihren Kraftort auf einer sonnigen Almwiese mit Kühen. Sie hat seitdem ein kleines Glöckchen („Kuhglocke“) in ihrer Tasche. Immer, wenn sie wieder Angst bekommt, dann lässt sie das kleine Glöckchen bimmeln und schwupps ist sie an ihrem sicheren Ort.

 

Eine andere Klientin war an einem Strand und hat Delphinen zugesehen. Sie trägt seitdem einen kleinen Delphin-Anhänger an ihrem Armband, mit dem sie spielt, wenn ihre Gedanken nicht zu Ruhe kommen. Über diesen Anhänger verbindet sie sich mit Ihrem Kraftort.

Es geht aber auch einfacher: Du kannst dich zum Beispiel kurz am Ohrläppchen oder woanders zwicken und diese Geste zu einem Anker machen. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Ich persönlich bevorzuge in der Zusammenarbeit mit meinen Klient*innen aber eher die symbolhafte Arbeit.             

 

Übung 2: Imagination - Moment der Stärke

Die zweite Übung, die ich dir vorstellen möchte, stärkt dein Selbstwertgefühl. Wenn wir verlassen werden, leidet unser Selbstwertgefühl sehr. Wir fühlen uns entwertet und haben kein Gefühl für unsere Stärken und das, was wir können.

 

Bei dieser Übung geht es darum, dass du dich an eine reale Situation erinnerst, in der du dich kompetent, souverän und stark gefühlt hast. Das kann eine berufliche oder eine private Situation sein. Vielleicht hast du aber auch eine freizeitbezogene Leistung (Hobby, Sport) im Kopf. Das ist völlig egal. Wichtig ist nur, dass du in dieser Situation wirklich sehr, sehr gut gewesen bis und du entsprechend stolz auf ich warst.

Erinnere dich an die Situation… Worin genau bestand dein Erfolg, was hast du geleistet?   Kannst du das Gefühl beschreiben, das du in diesem Moment gehabt hast. Wie hat es sich angefühlt, wie hast du dich gefühlt? Versuche, dieses Gefühl noch einmal zu aktivieren und nimm noch einmal ganz bewusst deine Freude, das Prickeln und deinen Stolz wahr. Wer war noch dabei? Gab es vielleicht (ausgesprochenes) Lob von den anderen? Versuche, diese Gefühle ganz fest in dich aufzunehmen und dann komm zurück in die Realität.

 

Versuche auch wie bei der anderen Übung einen Anker zu finden, verbinde das Gefühl von Stärke und Selbstbewusstsein mit einer Geste oder einem Symbol. Auch hier sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt.

 

Ich möchte dir auch hier ein Beispiel aus meiner Praxis geben, das ich besonders eindrucksvoll und sehr kreativ fand. Eine Klientin, die stark mit Ihrem Selbstwertgefühl   haderte, hat sich einen tollen roten Lippenstift gekauft. Immer wenn sie wieder an sich und ihrer Attraktivität zweifelt, dann verschwindet sie kurz im Bad und trägt den Lippenstift auf. So „verwandelt“ sie sich in kürzester Zeit in eine selbstbewusste Frau. Toll, oder?

 

Für beide Übungen gilt: Setze sie möglichst oft ein, je häufiger desto besser. Je mehr Routine du entwickelst, desto wirksamer sind sie.   

 

Wenn dich Imaginationen interessieren, dann kannst du hier weiterlesen:

Luise Reddemann: Imagination als heilsame Kraft

Prof. Dr. Fred Mast: Black Mamba oder die Macht der Imagination: Wie unser Gehirn die Wirklichkeit bestimmt 


Dieser Artikel  könnte dich auch interessieren: "Liebeskummer, so entkommst du dem Gedankenkarussell"


Die Herzkümmerei hören: Den Podcast zum Thema findest du hier



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